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Die Klausenkapelle und der Antlaßritt

Die Klausenkapelle und der Antlaßritt

(Entnommen aus dem Buch : "Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg" von DDr. Matthias Mayer, erschienen 1936)

 Die Klausenkapelle bei Kirchberg ist an sich keine Wallfahrtskapelle und wird auch für ge­wöhnlich in diesem Sinne nicht besucht. Sie steht etwa 300 Schritte außerhalb des Weiters Klausen am linken Ufer des gleichnamigen Baches und an der heutigen Grenze der Gerichte Hopfgarten und Kitzbühel, die auch bis 1803 die Grenze zwischen dem salzburgischen Bri­xental und Tirol bildete. Alljährlich einmal aber ist diese Kapelle das Ziel einer seit langem schon, auch bei schlechtestem Wetter, gehaltenen Prozession.

Während die eigentlichen Antlaßumgänge der drei beteiligten Gemeinden Brixen, Kirch­berg und Westendorf vormittags nur bei gutem Wetter in der gewöhnlichen Weise gehal­ten wer­den, findet der Antlaßritt nachmittags stets statt, nur bei Überschwemmung soll er ausblei­ben. So ist denn vom Mittag des Fronleichnamstages an im Brixental fast alles in Bewegung, um diesen Zug teils vorzubereiten und selbst mitzumachen, teils anzuse­hen. Für den jungen Burschen oder Knecht ist es eine große Ehre, wenn er etwa das erste Mal anstelle des Vaters oder Bauern selbst dabei mittun darf, und wo immer ein Pferd im Stalle steht, wird es geputzt und hergerichtet, denn der Zug ist ausschließlich beritten.

Die Westendorfer und Kirchberger reiten vor ihrem Ausritt einzeln oder in Gruppen, wie sie sich eben einfinden, um einen vor ihrer Kirche aufgerichteten Maibaum ("um eine Stange in vollstem Galopp" - schreibt Lettenbichler) und sammeln sich danach, die Kirchberger z. B. vor dem Kalswirt, um nun geschlossen in der herkömmlichen Ordnung mit ihren Geistlichen nach Brixen zu "traben" (nach älteren Nachrichten "Rosenkranz betend"). Vom Brixner Wi­dum aus beginnt der eigentliche Antlaßritt Schlag 1 Uhr. Der Dechant oder früher ein Koope­rator holt, begleitet von den beiden anderen Geistlichen, das Allerheiligste, das er, mit Chor­rock und Stola angetan, in der Versehbursa um den Hals hängt und so in der Hand hält. Dann besteigt er das an der Kirchtüre bereitgehaltene Pferd, wozu gern ein Schimmel gewählt wird. Die Brixner Reiter mit Priestergruppe sei­hen sich zwischen die Kirchberger und Westendor­fer ein, und der Zug setzt sich paar­weise, laut betend, unter vollem Glockengeläute und dem Schalle der an der Spitze mar­schierenden Brixner Musik in Bewegung.

Zuerst wird ein im Hof des Dechantgebäudes stehender Kastanienbaum zugleich mit der Kir­che umritten. Früher wurde dieser Baum allein umritten, was wegen des beengten Raumes Schwierigkeiten bot. Ehemals war dort ein Boschen (Maibaum) aufgestellt, der mit einem Schwedenkopfe - er sah aber mehr einem Türken gleich - gekrönt war. Der Ritt führt dann durch die fahnengeschmückte Straße von Brixen, an dessen Dorfende die Musik umkehrt. Die Reiter aber ziehen durch Lauterbach, Bockern, Spertendorf weiter. Beim Sichtbarwerden der Prozession auf der Höhe von Bockern setzt das Glockengeläu­te von Kirchberg ein. Am Eingang dieses Dorfes, beim sog. Stöcklmarterl, wird der Zug von der Kirchberger Musik empfangen und weitergeleitet. Beim Vorbeireiten am Kirch­bühel schweigen Musik und Voll­geläute, nur mehr das Sterbeglöckl ertönt. Am Füße des Bühels wird auch über die Reiter der Segen gegeben. Hinter Kirchberg, auf der Klaus­nerhöhe, kehrt die Musik um, und auch das Sterbeglöckl verstummt; unter lautem Beten und zeitweiligem Klingeln der Ministranten­glocken kommt der Zug in einer Viertelstunde an den Klausenbach. Nahe der dortigen, ge­mauerten sog. Schwedenkapelle ist ein Mai­baum aufgerichtet, der wieder zugleich mit der Kapelle umritten wird. Zu diesem Zwecke ist der dortige Wiesenzaun niedergelegt und das Gras rundum abgemäht worden. Der Maibaum stand früher etwa 25 bis 30 Schritte hinter der Kapelle und wurde seinerzeit zuerst für sich allein umritten.

Bei der Kapelle sitzt dann die Geistlichkeit und der Großteil der Reiter ab, worauf in derselben die vier Evangelien gelesen und nach den Himmelsrichtungen der Wettersegen erteilt wird. Ein Teil der Abgesessenen führt wohl auch seine Pferde in den nahen Weiler Klausen zur Tränke. Beim Hansenbauer steht auch für die Reiter eine große Schüssel saurer Milch her­kömmlicherweise auf dem Tisch bereit. Nach alldem wird in der gleichen Ordnung wieder zurückgeritten, von der Klausnerhöhe an erschallt wieder das feierliche und nun sieghafte Geläute der Kirchberger Glocken - diesmal ohne Sterbeglöckl. Vom Badl bis zum Stöcklmarterl geht auch wieder die Musik mit. Da trennen sich dann die Kirchberger ab und umreiten nochmals ihren Maibaum. Die übrigen lösen den Zug erst in Brixen auf. Hier und in Westendorf beschließt, ähnlich dem Beginne, ein Umritt um den Maibaum die ganze Feier­lichkeit.

Der Brauch trägt also einen ausgeprägt altertümlichen Charakter nach strengen Überlie­fe­rungen in den Einzelheiten. In der Zusammensetzung und Ordnung des Zuges ist aber nach­weisbar manche Wandlung eingetreten. In der alten Zeit sollen nur besitzende Bau­ern am Ritt teilgenommen haben und dazu berechtigt gewesen sein, später traten Knechte und Jugendli­che immer mehr an deren Stelle, auch Handwerker-, Arbeiter-, Veteranen- und Schützenver­eine tun heute mit. In der Kriegszeit ritten auch Offiziere unter ihnen.

Auf Altertümlichkeit in Tracht und Pferdegeschirr wird viel Wert gelegt. A. Renk be­schrieb diese erstere seinerzeit folgendermaßen: hoher, schwarzer Filzhut mit Goldqua­ste, brauner, rotgesäumter, langschößiger Rock, rote, mit grünem Hosenträger über­spannte Weste, lederne Bauchbinde, schwarze Kurzhose, weißwollene Wadenstrümpfe und Bundschuhe. Lettenbich­ler erwähnt braunlodene Haftelröcke. Für die Pferde ver­wendet man eigene "Antlaßgeschir­re" und altgeformte Sättel. Die Zäume tragen auf gefärbtem Leder glänzende Messingstreifen mit ausgeschnittenen Pferdefiguren, die äl­testen auch kunstvoll in Stern-, Kreuz- und Kreis­form aufgenähte Kaurimuscheln. Auf dem Kopf der Pferde weht ein aus bunten Hennenfe­dern zusammengesetzter Büschen. Die Mähnen sind gezapft und die Schweife künstlich ge­kraust. Um den Hals der Tiere hängen Laub- und Blumenkränze, den ganzen Körper entlang ziehen sich Gehänge aus Pfingstrosen oder roten Papierblumen. Lärchenzweige liegen auf dem Rücken der Pferde oder sind am Schweife festgebunden. Das müsse alles so sein, sagen alte Leute.

Auch die Reiter selbst tragen vielfach Kränze und meistens in der rechten Hand lange Bu­chen-, Eschen-, Ahorn-, Linden- oder Haselnußzweige säbelartig an die Schulter ge­legt, zum Zeichen des einst erfochtenen "Sieges", wie der Volksmund sagt. Ebenso ste­hen Zweige am ganzen Weg. Auffälligerweise fehlt aus der älteren Zeit jede Nachricht von bewaffneten Gruppen, deren Teilnahme erst jüngeren Datums ist.

Dabei ist bemerkenswert, daß die Volksüberlieferung den Antlaßritt auf einen Einbruch der Schweden in die Gegend und eine Bedrohung des Brixentales durch diesen Feind aus der Ge­gend von Kitzbühel zurückführt. Die Bewohner des Tales hätten die Feinde, denen sie be­waffnet und von einem Geistlichen mit dem hochwürdigsten Gute begleitet entgegengezogelt waren, zurückgeschlagen.

Zum Dank für Gottes Hilfe habe man damals an der Stelle des Sieges eine Kapelle erbaut und das Gelübde der jährlichen Reiterprozession gemacht.

Nach altem Brauch und Ordnung findet auch heute noch der Antlaßritt statt. An die hun­dert Schützen aus den Kompanien Brixen, Kirchberg und Westendorf nehmen in Tracht hoch zu Roß daran teil.

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